Flugschüler Christian bloggt

Unser Flugschüler führt einen Blog über seine Eindrücke & Erfahrungen zur Privatpilotenlizenz PPL(A)

Über eine Pilotenausbildung können unsere Fluglehrer & Mitarbeiter bei MG flyers Ihnen bereits einen Überblick und viele Informationen zukommen lassen. Aber sind nicht die ungefilterten Eindrücke eines Flugschülers viel authentischer, um sich ein umfassendes Bild über die Schritte zur Pilotenlizenz zu machen? Unser Flugschüler Christian hat im August 2017 seine Ausbildung zum Privatpiloten bei uns begonnen und wird in den kommenden Monaten in einem Blog regelmäßig von seinen Erfahrungen, Erfolgen, wie auch Rückschlägen auf dem Weg zum Luftfahrerschein berichten.

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#5 - Ein weiterer Solo-Flug und Funknavigation im Simulator

Dezember 2017 – Simulator, Funknavigation und Theorie

Solo Nummer 2
Eine anhaltende Schlechtwetterphase hatte nach drei geschlagenen Wochen endlich Erbarmen und ich konnte mal wieder mit „meiner“ Cessna abheben. Nach dem Tanken zunächst drei Runden mit Fluglehrer. Erst mal prüfen, ob noch alles sitzt. Aber dann ging alleine im Flieger für mich weiter: 5 Platzrunden, zum zweiten mal Solo. Immer noch ein unbeschreibliches Gefühl – Wahnsinn!

In der ganzen Freude habe ich dann glatt das Mitzählen vergessen – gut, dass der Fluglehrer auch ein Funkgerät hat. So wurde dann aus dem letzten „touch and go“ schnell eine „full stop landing“. Dank freundlicher Landefreigabe durch den Tower dann halt der Abschluss meiner Solorunden… wenn’s denn sein muss! Und ich freue mich jetzt schon tierisch auf die Fortsetzung!

Simulator-Training bei schlechtem Wetter
Wie gut, dass wir auch trotz schlechten Wetters mit der Ausbildung weitermachen können, denn für die nächsten Tage ist Funknavigation im Simulator vorgesehen. Bevor es aber losgeht, erst mal wieder viel neuer Input beim Briefing: Neben der Bedienung der diversen Funknavigations-Instrumente erhalte ich eine kurze Einweisung in das Simulator-Flugzeugmuster, eine Piper PA28 Arrow. Das heißt für mich erste Erfahrungen mit einem Constant-Speed-Propeller und einem Einziehfahrwerk sammeln, über das die Piper im Gegensatz zu meiner Ausbildungs-Cessna verfügt. In der Theorie habe ich das auch alles schon mal gelesen, jetzt ist es „im Flug“ aber doch anspruchsvoll alle Anzeigen auf Anhieb richtig zu interpretieren.

In der ersten Simulator-Einheit konzentriere ich mich noch auf die Basics. So schneide ich Radiale an, versuche mit der Lubber-Line die Ablagenadel einzufangen und programmiere das Garmin mit GPS-Wegpunkten. Als spezielles i-Tüpfelchen haben wir obenauf einen simulierten ILS-Anflug auf EDLN (Mönchengladbach) durchgeführt – Landen wie die Airliner! Für mich waren diese Procedures zunächst etwas anstrengend, macht aber eine Menge Freude, wenn die Theorie an Praxisbezug gewinnt und offene Fragen direkt beim praktischen Training geklärt werden können.

Da auch an den nächsten Tagen aufgrund des Schneeregens nicht an einen Start mit der Cessna zu denken gewesen wäre, haben wir nicht nur deshalb mit der Wahl des Simulators alles richtig gemacht. Schrittweise wurden die Anforderungen langsam erhöht. Die Flugrouten führen in unterschiedliche Richtungen, mal nach Norden, über das Ruhrgebiet zurück nach Wuppertal und die Abschlusslandung in Dortmund, via ILS. Mal nach Süden, auf meinen Wunsch von Mönchengladbach nach Mannheim (EDFM).

Schnell zeigen sich die Vorteile, die das Simulator-Training mit sich bringt: Was mir zunächst noch schwer fiel, konnten mein Fluglehrer und ich ganz gezielt aufgreifen und üben. Zur Not haben wir den Flug halt mal kurz angehalten und „zurückgespult“, um die diversen Anzeigen zu besprechen. So stellten sich schnell die ersten Erfolge bei mir ein, als mir deutlich wurde, dass das eingeübte Prozedere sich nach & nach setzte. Ich glaube langsam habe ich das Gefühl zu wissen, was ich dort tue.

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Trockenübungen: Planung Flugdurchführung
Aufgrund des eher durchwachsenen Wetters hatte ich im Dezember insgesamt wenig Glück mit dem Flugwetter, konnte die Zeit dennoch gut nutzen. Statt zu Fliegen teilte mir mein Fluglehrer in einem kurzen Telefonat die nächste Aufgabe mit: Ich sollte mir vorstellen am nächsten Tag von Mönchengladbach nach Stadtlohn zu fliegen. Meine Aufgabe war es nun, diesen Flug vorzubereiten. Nach ca. 1h Vorbereitungszeit haben wir uns in der Flugschule getroffen und meine ersten Versuche besprochen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mir zwar das Fach ‚Flugplanung‘ in der Theorie noch nicht angeeignet, mit dem Wissen aus Navigation und den anderen Fächern sollte da aber schon ein gutes Ergebnis rauskommen.

Schnell ist ein direkter Kurs in der ICAO-Karte gefunden, mögliche Wegpunkte identifiziert und die jeweiligen Entfernungen berechnet. Insgesamt 48 NM hatte ich – zumindest virtuell – bis zum Ziel zurückzulegen. Ebenfalls zur Flugplanung gehört eine Gewichtsberechnung: Vorsichtshalber habe ich den Flieger mal vollgetankt. Im Gespräch zeigt sich dann aber, wie erwartet, worauf ich noch zu achten habe, eine ganz Menge! Ergänzt wurde das Ganze um zahlreiche Tipps und Tricks aus der Praxis, die ich mir zu Herzen nehmen werde. Von der Erfahrung gestandener Piloten zu profitieren: unbezahlbar! Spätestens jetzt bin ich vollends motiviert und kann es kaum erwarten, endlich meinen ersten echten Flugdurchführungsplan zu erstellen und abzufliegen. Vielleicht ja demnächst auf dem Weg von Mönchengladbach nach Stadtlohn?!

Mein erstes Fliegerjahr: 2017
Das war es dann also mit dem Fliegerjahr 2017, 2018 geht’s weiter. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung meiner Ausbildung und habe in den letzten Monaten so viel Spannendes erlebt und gelernt, viele nette Menschen kennengelernt und zahlreiche unbezahlbare persönliche Erfahrungen mit dem Fliegen machen dürfen. Dafür möchte ich mich bei allen bedanken, die mich auf dem Weg bisher begleitet haben. Danke für Euer Wissen, Eure Geduld und ganz besonders auch für Eure persönliche Unterstützung. Vielen Dank!

Es gibt noch so viel zu lernen – und ich freue mich darauf in 2018.

#6 - Tag der Wahrheit: die theoretische Prüfung!

Januar 2018 – Ziellandeübungen, Solos auf fremden Plätzen und ein wichtiger Meilenstein

Flugvorbereitung und „Fingernavigation“

Neues Jahr, neues Glück. Und tatsächlich, das Wetter erlaubte mir zum Jahresanfang den einen oder anderen längeren Flug. So ging es früh im Jahr mal wieder in Richtung Norden –  diesmal auch mit dem Finger auf der Karte. Wir suchen ein Ziel auf der Karte, bei dem es meine anschließende Aufgabe ist, den Kurs dorthin zu bestimmen, sowie die Entfernung und die Flugzeit zu schätzen. Dann gilt es, das Ziel von oben auch zu erkennen. Das ist gar nicht mal so einfach, wie ich dachte.

Den Übungen im Flugzeug voraus geht mittlerweile die stets selbst durchgeführte Flugvorbereitung. Auch wenn es zu weilen etwas Muße mit sich bringt die für mich am Anfang noch umfangreichen Vorbereitungen zu treffen, macht die intensive Beschäftigung mit der Flugroute großen Spaß. Insbesondere dann, wenn es später auch gelingt, die geschätzten Zeiten und Entfernungen tatsächlich treffsicher zu erreichen.

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Solo-Platzrunden auf fremden Plätze und Ziellandeübungen

Ob bei einem Abstecher nach Dinslaken oder Borkenberge, auf beiden (unkontrollierten) Flugplätzen darf ich ein paar Solo-Platzrunden drehen. Der wesentliche Unterschied zu Mönchengladbach: Hier sind die Piloten für die Verkehrslenkung selbstverantwortlich. Dies bedeutet in der Praxis, aufmerksam dem Funk zu folgen und stets eigene Positionsangaben in der Platzrunde zu machen. Mich freut es besonders andere bislang unbekannte Plätze und deren spezifische Besonderheiten kennenzulernen: Borkenberge hat beispielsweise eine relativ kurze Bahn mit Baumreihen im Endanflug, die zu beachten sind. Da ist es gut zu üben, bis die letzte Landung dann ganz sicher und gekonnt sitzt… 😉

Für mich ist es immer noch ungewohnt, alleine im Flieger zu sitzen, wobei sich dieses Gefühl von Stunde für Stunde reduziert. Es kommt bei weitem nicht zur Routine, aber ich werde selbstsicherer im Umgang mit „meinem“ Flugzeug. Bis ich aber jede Spur von Nervosität abgelegt habe, wird es wohl noch eine Weile dauern. Dennoch mein erstes Resümee: Das klappt schon ganz gut! Einige Dinge sind natürlich weiterhin ausbaufähig, aber ich bin und bleibe optimistisch!

Als besonders herausfordernd empfand ich in den letzten Einheiten die ersten Ziellandeübungen. Aus 2000ft Höhe über dem Flugplatz geht es ohne Motorleistung langsam und kontrolliert, kontinuierlich in einem Kreis sinkend in Richtung Pistenschwelle, die es bestmöglich zu treffend gilt. Spätestens jetzt merke ich alle drei Dimensionen des Fliegens: Die Höhe will ebenso so gefühlvoll im Einklang mit Geschwindigkeit und Kurs abgebaut werden, ehe der Flieger sicher und punktgenau landet. Die Energie aus der gegebenen Höhe bis nahezu direkt auf die Pistenschwelle zu nutzen, verlangt viel Übung. Mal bin ich zu hoch und/oder zu schnell, mal ein wenig zu tief. Gegen die Höhe kann man gut mit mehr Klappen gegensteuern. Wenn ich zu tief anfliege, gilt es den Bogen etwas abzukürzen, um noch rechtzeitig auf die Bahn zu kommen. Wenn nichts hilft: Gas rein, durchstarten, parallel fliegen, Klappen stufenweise einfahren und wieder an Höhe gewinnen – neuer Versuch!

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Die Theorie-Prüfung

Auf einmal war er dann da, der entscheidende Tag der theoretischen Prüfung. Nach einer Nacht mit relativ wenig Schlaf und dafür umso mehr Aufregung beginnt mein Tag eigentlich fast wie ein normaler Arbeitstag, nur dass es statt ins Büro zum Luftfahrtdezernat der Bezirksregierung nach Düsseldorf geht. Mit Sack & Pack reise ich an, die zur Verfügung stehende Bearbeitungszeit der Prüfung liegt immerhin bei über 5 Stunden! Diese Zeitspanne werde ich aber hoffentlich nicht brauchen, oder etwa doch? Dennoch, vorsichtshalber sind genug Getränke, Essen, Lineale, (Ersatz-)Taschenrechner, Bleistifte, Kugelschreiber eingepackt. Sicher ist sicher! Alles ist dabei, man weiß ja nie. Meine letzte Prüfung ist schließlich auch schon ein paar Jährchen her. Los geht´s, ich bin soweit!

Ich entscheide mich, mit einem für mich „einfachen“ Fach zu beginnen: Kommunikation. Die meisten Inhalte waren mir schon aus der BZF-Prüfung weitestgehend vertraut. Und dennoch ist die Aufregung heute mit mir angereist. So klicke ich mich durch die ersten Fragen, die ich zunächst ziemlich hastig lese, um sie anschließend nochmal genauer durchzugehen. Durchatmen und von vorne! Schnell gelingt die Gewöhnung an den Multiple-Choice-Test am Rechner und das Schriftbild. „Kommunikation“ war sozusagen mein Warm-Up, jetzt steigere ich das Anspruchsniveau: Es geht ans Luftrecht und die Grundlagen des Fliegens. Die wären dann schon mal abgehakt. Nach einer kurzen „Knoppers-Pause“ traue ich mir jetzt mehr zu und nehme direkt die beiden dicken Brocken Meteorologie und Navigation. Es folgen Flugleistung und Flugplanung, Luftfahrzeugkunde, Betriebliche Verfahren und Menschliches Leistungsvermögen zum Abschluss. Die Zeit vergeht wie im Flug und schnell sind alle Aufgaben fertig bearbeitet. Ich bin fertig – fix und fertig könnte man sagen! Direkt stellt sich mir die Frage: Hat sich das Lernen gelohnt, war ich erfolgreich? Auf die Möglichkeit einer angebotenen Zwischenstandmeldung habe ich bewusst verzichtet.

Ich packe meine Sachen zusammen, räume den Müll ordentlich weg und beobachte die Blicke der Prüferin, während ihr Drucker leise säuselt und ein Blatt Papier in ihrer Hand verschwindet. Mein Ergebnis? Wir gehen vor die Tür und Sie verkündet mir die frohe Botschaft: alles bestanden! Und das auch wirklich nicht schlecht. Wow, das Ergebnis hat mich jetzt echt überrascht. Wieder ist ein wichtiger Meilenstein zum Privatpiloten genommen, Wahnsinn! Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich kann gar nicht oft genug Danke für all die Unterstützung sagen!

Das Lernen ist jetzt übrigens nicht zu Ende. Es geht weiter, immer weiter. Ich habe das Gefühl, dass man in der Fliegerei dauerhaft lernt, wie mir viele Fluglehrer und Fliegerkollegen in den letzten Monaten erzählt haben. Es gibt viel zu entdecken, und das ist gut so! Ich bin bereit… und hoffe im Februar auf gutes Flugwetter!