#3 - Wind, Wetter und ein (Lern-) Urlaub

Oktober 2017 – Fliegen und Landen bei Wind

Ein mulmiges Gefühl – Notverfahren in Theorie und Praxis
Nachdem der eine oder andere Flugtermin leider wetterbedingt abgesagt werden musste, konnten wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder in die Luft gehen. Zur Abwechslung ging es diesmal aber zunächst mit der theoretischen Einweisung in Notverfahren los: VOR- und GPS-Nutzung bei Orientierungsverlust, Feuer an Bord, Triebwerks- oder Funkausfall, Not- und Sicherheitslandungen, plötzliche Wetterverschlechterungen… Viel Input und ein wenig mulmig wird einem da schon. Auch wenn alle Verfahren umfangreich besprochen und auch die Hintergründe detailliert erläutert wurden. In der Theorie habe ich das alles verstanden, aber ob das im Ernstfall wirklich so klappt? Aber das werden wir noch üben.

Die erste praktische Übung von Not- und Sicherheitslandungen, sowie VOR- und GPS-Nutzung, lies dann auch nicht lange auf sich warten. Das haben wir dann in der Nähe des Flugplatzes Grefrath gemacht, natürlich aus sicherer Höhe, und los geht’s: Gas raus, Motorausfall simuliert. Jetzt schnell die Nase runter, Geschwindigkeit für bestes Gleiten und eine geeignete Landemöglichkeit suchen. Ein geeignetes Feld ist gefunden, lang genug und nicht hoch bewachsen mit einem offensichtlich tragfähigen Untergrund. Wir fliegen an. In (sehr) geringer Höhe dann aber wieder Gas rein und ab die Post in die sichere Luft… Erleichterung, war zum Glück nur eine Übung!

Ich kann mich noch genau an meine spätere Heimfahrt erinnern und mein Hauptgedanke war: Das war ganz schön viel heute! Gleichzeitig bin ich aber davon überzeugt, dass diese Übungen wichtig sind und ich fühle mich, als ob ich einen weiteren Schritt in der Ausbildung gemacht habe. Sicherlich bin ich jetzt etwas besser für den Notfall gewappnet!

Meine größte Herausforderung und Hauptlernziel: Die perfekte Landung
Landungen sind derzeit meine größte Herausforderung! In der Theorie klingt der Ablauf der perfekten Landung immer so leicht – in der Praxis stellt sie sich dann leider als doch nicht so einfach heraus.

Viele Platzrunden habe ich im ersten Ausbildungsabschnitt nun bereits an den Flugplätzen in Mönchengladbach & Essen absolviert. Einige Landungen stimmen mich positiv, andere lassen mich beinahe verzweifeln. Das Training zur perfekten Landung ist ein stetiges „Auf und Ab“, wobei mir mein Fluglehrer und andere Bekannte aus der Flugschule versicherten, dass dies im aktuellen Abschnitt der Ausbildung ganz normal sei. Im Moment stehe ich in etwa bei Landung Nummer 60.

Aufgrund der Jahreszeit gilt es insbesondere bei Seitenwind hoch aufmerksam zu sein! Ziel ist es nicht mit dem Flieger gegen den Wind zu kämpfen, sondern vielmehr den Flieger fliegen und kontrolliert bis zum Bodenkontakt aller drei Reifen sinken zu lassen. Bei 9 Knoten Seitenwind, in Böen auch mal bis 24 Knoten und häufig wechselnden Windrichtungen ist dies aber manchmal leichter gesagt, als getan. Ab und an ist das dann doch noch alles ein bisschen viel auf einmal für mich! Es geht nur noch darum, ständig aufmerksam zu sein, schnell und vorausschauend zu agieren. Nicht überreagieren, der Flieger selbst ist schon aufgeregt genug, also locker lassen – leichter gesagt als getan, und ich wünsche mir so manchen Tag die ruhigen Schönwetter-Fliegermonate meines Ausbildungsbeginns zurück! Umso beeindruckender ist es allerdings zu sehen, wie einfach und gezielt mein Fluglehrer die Maschine zurück auf die richtige Position bringt, wenn mich der Wind mal wieder spontan verweht. Das will ich auch mal können – und dafür bin ich ja hier! 😉

Apropos besondere Landebedingungen: Der Flugplatz unseres kleinen Ausflugs nach Grefrath bot noch eine weitere aufregende Abwechslung. Hier gibt es keine asphaltierte Piste wie ich es aus Mönchengladbach und Essen gewohnt war, sondern in Grefrath bin ich das erste Mal auf Gras gelandet, eine ganz neue Erfahrung für mich! Vorbei am kleinen Turm geht’s zurück auf die Piste und dann mit Kurzstart auf ausreichend Höhe zur nächsten Landung… und noch einmal! Zurück in Mönchengladbach weiß ich nun den Komfort einer Asphalt-Piste besser zu schätzen.

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Noch mehr Platzrunden und viel Neues: selbst Funken, Tanken und Flüge in der Dämmerung
Ende des Monats konnte ich bei einem kurzen Überlandflug nach Essen/Mühlheim das erste Mal die „PTT-Taste“ drücken und selber funken. Für mich die Gelegenheit also, das Funken beim Ab- und Anflug auf kontrollierte sowie unkontrollierte Plätze abwechselnd zu üben. Wie aufregend das war! Ohne zu großes Stammeln hat es sogar auf Anhieb ganz gut geklappt! Ehrlich gesagt war ich aber froh, dass ich am Anfang keine besonderen ATC-Anweisungen bekam und ich ganz gut parieren konnte. In Essen ging es dann auch zum ersten Mal an die Tankstelle, fast wie beim Auto. Der Flugschüler tankt, aber der Lehrer übernimmt die Rechnung – läuft also! 😉

Und noch etwas war neu: Erst in der Dämmerung zurück nach Mönchengladbach zu kommen! Schon ziemlich erstaunlich, wie stark sich die Sichtbedingungen verändern, wenn die Sonne weg ist. Da weiß man sofort, warum eine Nachtflug-Ausbildung im Anschluss an die PPL-Ausbildung ein weiterer wichtiger Schritt ist!

Theorie im Urlaub: Wind und schlechtem Wetter entfliehen
Was ist eigentlich nochmal die Präzession eines Kreisels? Welchen Winkel hat die Drehachse der Erde? Wo finde ich im Flugzeug eine Aneroiddose und was kann ich damit messen?

Nach der ganzen Aufregung um die letzten durchwachsenen Landeversuche bei starkem Wind mit einem anderen Fluglehrer, stand jetzt erst mal eine Woche Urlaub in der Sonne für mich an! Übrigens: Den böigen Wind haben wir natürlich auch dorthin mitgenommen! 😉 Zwischen gutem Essen, Sport, Essen, Ausruhen und wieder Essen war auch immer mal etwas Zeit für Theorie: Allgemeine Luftfahrzeugkunde, Instrumentierung, Masse und Schwerpunkt, Kommunikation sowie Flugleistung standen auf dem Lehrplan. Sehr viele spannende Informationen, von denen mir ein Teil noch aus dem Physikunterricht in der Schule bekannt vorkam. Auch trigonometrische Funktionen sind plötzlich wieder von Interesse… Die Zeit habe ich jedenfalls effektiv genutzt, es gibt in jedem Fall schlechtere Umfelder zum Lernen.

Bald steht meine Prüfung für das Sprechfunkzeugniss BZF an. Auch geht es in der Praxisschulung weiter: Mal sehen, ob ich was verlernt habe?!?

#4 - Unvergesslich, der erste Solo-Flug!

November 2017 – Erfolgreiche Flugfunkprüfung und 1. Soloflug

Die letzten Meter zum Flugfunkzeugnis BZF I
In mehreren Zusatzveranstaltungen hat uns MG flyers weitere Möglichkeiten angeboten, unter Anleitung in der Gruppe für die anstehende BZF-Prüfung bei der Bundesnetzagentur zu trainieren. Auch wenn wir nach den vergangenen Wochen der Meinung sind, mittlerweile alle Aspekte schon einmal gehabt zu haben, kommen doch immer noch Überraschungen. Und es wird langsam ernst, die Prüfung kommt bald. Ein Gefühl wie zuletzt im Studium oder vor einer Klassenarbeit. So ist es auch für uns in Ordnung, dass wir schon mal zeitlich etwas überziehen, kleine (kurzweilige) Nachtschicht bei MG flyers. Die praktische Übung ist nicht zu ersetzen und hilft einfach enorm! Dazu ist auch die Stimmung super!

Ein weiteres Aha-Erlebnis war für mich Folgendes: Während die Stimmen vom Tower am Flugplatz Mönchengladbach mittlerweile aus den Flugstunden bekannt sind, fehlten bislang die Gesichter dazu. Das hat sich nun geändert und so hatten wir mal wieder einen echten Praktiker als Sparringspartner für unsere Prüfungsvorbereitung.

Dann ist er da, der Prüfungstag! In aller Frühe geht´s nach Köln zur Bundesnetzagentur. Nach dem schriftlichen Teil folgte die erste Erleichterung als mir gemeldet wurde: Theorie bestanden, es geht weiter, der erste Etappensieg. Auf in die nächste Runde und zum BZF I-Erwerb einen englischen Text vorlesen und übersetzten. Bei mir ging es um Flugpläne und wann diese aufzugeben sind. Die Herausforderung konnte ich auch schnell meistern. Zum Abschluss der Prüfung dann der Höhepunkt: Simulierter Anflug bei Schönwetter in Deutsch gefolgt von einem Schlechtwetter-Abflug in englischer Sprache. Und wie es auch kommen musste, mit Special-VFR-Anweisung und damit genügend möglichen Fallen, die der prüfende Lotse uns stellen konnte.

Am Ende des Tages bleibt festzuhalten, dass es für alle MG flyers Schüler geklappt hat und ich das lang ersehnte „Sprechfunkzeugnis für den Flugfunkdienst“ in meinen Händen halten kann. Etappensieg auf dem Weg zur PPL-Lizenz! Vielen Dank an dieser Stelle noch mal an die super Lerngruppe, mit der ich in den vergangenen Wochen so viele spannende und ab und an auch lustige Simulationen durchspielen durfte.

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Schmuddelwetter, aber über den Wolken scheint die Sonne!
Nach der erfolgreichen BZF-Prüfung war nun auch endlich wieder mehr Zeit zum Fliegen für mich. Ein Fresh-Up stand für mich zunächst auf dem Stundenplan. Platzrunden mit Wind und einigen Böen, eher Schmuddelwetter am Boden. Aber dann ging es raus aus der Kontrollzone in Richtung Süden, um noch ein wenig Airwork zu betreiben: Steep-Turns, Stall-Übungen, Approach-Stall in ausreichender Höhe… und vor allem über den Wolken! Was für ein Anblick, Wahnsinn! Genau für diese Momente mache ich die Ausbildung. Die Sonne scheint, der Himmel ist knallblau und die Wolken sind kristallweiß – einfach herrlich!

Mittlerweile klappen auch die Landungen schon wesentlich besser. So machen die Platzrunden immer mehr Spaß und mein Fluglehrer kann kontinuierlich mehr Verantwortung an mich abgeben, auch wenn er natürlich stets an meiner Seite steht. Also noch eine… etwas hakeliger, aber auch in der Wiederholung noch ganz gut geglückt! Das freut mich wirklich riesig! Und weil es grade so gut klappt: Noch mal eine Landung ohne Klappen. Klar, Luft nach oben gibt es natürlich noch, aber schließlich bin ich ja auch noch immer Anfänger.

Dank der freundlichen Bereitstellung einer GoPro seitens der Flugschule hatte ich das Glück, meine Flugstunde auf Foto und Video festhalten zu können. Fantastische Momente, die ich so nun auch zu Hause mit meiner Familie teilen konnte und selbst noch einmal gedanklich mitfliegen. Eine schöne Erinnerung!

Zu Hause galt es nach der Praxiseinheit in der Luft noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen: Ich habe versprochen, die Airport-Familarization für den Flugplatz Mönchengladbach zu finalisieren und bald abzugeben, um meinem Lehrer zu zeigen, dass ich mich am Heimatplatz nun gut auskenne. Ein paar Radiale aus der Karte gemessen, einige Informationen zur Ausstattung des Flughafens rausgesucht und die Anflug- und Platzrundenkarte etwas genauer studiert. Auf eine Frage fehlte mir die Antwort aber noch: Welche Frequenzen der Funknavigationsanlagen sind zu setzen? Das habe ich dann in der nächsten Stunde mit meinem Fluglehrer noch mal gemeinsam durchgesprochen.

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Erst der Cross-Check, dann der Moment, den kein Pilot je vergisst: der erste Solo-Flug!
Nachdem die Regenwolken sich pünktlich zu meiner nächsten Flugstunde verzogen hatten, bekam ich kurzfristig die Option, meinen Progress- , also Cross-Check-Flug, zu absolvieren, in der ein Fluglehrer sich meinen Lernfortschritt anschaut, mit dem ich bislang nicht unterwegs war. Der Crosscheck war eigentlich erst für die nächste Einheit vorgesehen, wurde aber aufgrund der Wettervorhersage zu meiner Freude spontan vorgezogen. Zum Warmwerden absolvierten wir erst ein mal drei Platzrunden. Ich merke, dass mittlerweile alle Handgriffe sich gefestigt haben. Nach dem Landetraining ging es in Richtung Süd-Westen: Steigen, koordinierte Kurven, Stall-Übungen und noch ein paar andere Aufgaben waren zu lösen. Anschließend zurück nach Mönchengladbach, ein wenig Hilfe bei der Navigation, Landung.

Und dann kam sie, die alles entscheidende Frage: „Möchtest Du heute das erste mal Solo fliegen?“. Na klar will ich, aber irgendwie ist die Frage noch nicht so ganz bis in die letzte Ecke meines Gehirns vorgedrungen. Jedenfalls zögere ich zunächst eine Sekunde. Doch, ich will! Als ich dann alleine in der Maschine sitze, wird mir zunächst etwas mulmig. Was soll´s, ich habe eine gute Ausbildung bekommen, meine Fluglehrer trauen es mir zu und heute ist das Wetter gut. Los geht´s! Der rechte Platz neben mir ist leer… sind die Cessna und ich jetzt wirklich alleine unterwegs?

Alles wie gelernt, Mechanismen, vertraute Handgriffe: Zuerst rolle ich zur Tankstelle und gehe die Checkliste durch. Dann wird die ATIS abgehört, Information Romeo. In der Aufregung habe ich dann doch promt vergessen, dass ich noch auf der Tower-Frequenz bin und nicht die Rollkontrolle aktiviert habe. Alles nicht so schlimm, nach dem freundlichen Hinweis des Lotsen schnell die richtige Frequenz gewählt und Ground gerufen. „D-ESAD, Cessna 172, Position Gas Station, VFR Traffic Circuits, first Solo, Information Romeo, request Taxi“. Nach der Freigabe rolle ich über den Taxiway Alpha zum Rollhalt der Piste 31 und mache die letzten Checks… alles klar. „Mönchengladbach TOWER, D-ESAD, Holdingpoint Runway 31, ready for departure.“ Alles läuft wie gewohnt, auch wenn kein Fluglehrer an meiner Seite ist. Lining up, kurzes warten. Der Tower schickt mich in die Rechtsplatzrunde und gibt mir die Startfreigabe, los gehts.

Die erste und zweite Platzrunde klappen gut. Zugegeben, die Ecken sind nicht so schön ausgeflogen, da kann man noch besser werden – aber Höhen und Geschwindigkeiten passen schon mal. Aufsetzen, durchstarten und auf dem Weg in die dritte Platzrunde. Ich bin erleichtert, dass die Verfahren so gut sitzen. Kurz vor dem Eindrehen in den Querabflug soll ich den Abflugteil der Platzrunde verlängern – okay doch nicht alles Standard. Nach einigen Sekunden kommt dann aber auch die Freigabe einzudrehen. Alles weitere wie bekannt, noch auf Verkehr im Endanflug achten, Geschwindigkeit einhalten, Klappen setzen, Höhen anpassen, Landung.

Was soll man sagen, wenn man nach der Abschlusslandung einfach nur überwältigt ist? Wahnsinn, unglaublich, unbeschreiblich und unvergesslich – dieser Moment! Die Krönung eines Tages, den kein Pilot in seinem Leben vergisst. Das erste mal als Pilot in Comand (PIC) unterwegs gewesen zu sein, meine ersten Minuten im Logbuch, sie sind geschafft. Die nächsten Stunden werde ich noch in meinem Flash gefangen sein und kaum glauben können was heute alles passiert ist!

Einen herzlichen Dank an meinen Fluglehrer, den Check-Fluglehrer und das gesamte Team von MG flyers! Ich freue mich jetzt umso mehr auf den nächsten Ausbildungsabschnitt, in dem Überlandflüge zu anderen Plätzen anstehen!