In unserer Serie „Mein Flugerlebnis“ lassen uns ehemalige Flugschüler und Charterkunden an besonderen Flügen teilhaben, die sie als Pilot erlebten. Haben auch Sie eine besondere Flugsituation erlebt oder ein für Sie außergewöhnliches Ziel angesteuert? Dann teilen Sie Ihre Eindrücke mit der Piloten-Community! Auch das ist MG flyers, denn wir verstehen uns neben unserer Tätigkeit als Flugschule weitergehend als Plattform aktiver Piloten, Fluglehrer und Schüler.
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Übersicht bisheriger Beiträge:
#1 – Low Approach am Flughafen Düsseldorf
#2 – Fliegen am Gletscher
#3 – Auf nach Berlin-Schönefeld
#4 – Inselrundflug Mallorca
#5 – Solo Dreiecksflug
#6 – Lukas Weg bei MG flyers
#7 – Ein besonderes Jubiläum
#8 – Fliegen am Kap der Guten Hoffnung
#5 - Solo-Dreiecksflug
Am Freitag, den 14.06.2019 sollte es endlich soweit sein. Wegen schlechten Wetters hatte ich meinen ersten Dreiecksflug vom Mai verschieben müssen. Und das war gut so, denn am Morgen des 14.06. herrschte wahrlich bestes Flugwetter, fast für ganz Deutschland wurde ein „Clear Sky“ vorhergesagt. Die Planung meines Dreiecksflugs hatte ich abgeschlossen. Das ist schon eine echte Herausforderung, die langfristiger anzugehen ist.
Nachdem ich ganz gut einige Solo Überlandflüge zu Flugplätzen in Nordrhein-Westfalen geschafft hatte, traute ich mich an den Dreiecksflug heran. Es stand schnell fest, dass ich den in die Bremer Region machen würde, wo ich aufgewachsen bin. Ich wählte den nah an Bremen gelegenen Flugplatz Ganderkesee aus. Ich verbinde damit schöne Erinnerungen an ein Flugplatzfest, wohin ich einen Freund und dessen Vater, ein leidenschaftlicher Pilot, begleitet hatte. Der Vater freute sich über meine jugendliche Flugzeugbegeisterung und lud mich fortan zu dem einen oder anderen Rundflug ein. Für einen Dreiecksflug ist üblicherweise die Strecke: Mönchengladbach-Stadtlohn-Paderborn-Mönchengladbach vorgesehen. Auf meine Anfrage beim Fluglehrer, ob ich die Strecke abwandeln dürfte und stattdessen Mönchengladbach-Stadtlohn-Ganderkesee-Mönchengladbach fliegen dürfte, bekam ich zu meiner Freude grünes Licht. Das hing bestimmt auch mit meinen erfolgreichen Solo-Überlandflügen im Großraum Nordrhein-Westfalen zusammen. Der Fluglehrer traute mir die gewählte Strecke zu. Mit meinem Ausbildungsflugzeug, der kleinen Cessna 150L, werde ich genügend Zeit haben, den Flug und die Landschaft zu genießen, denn bekanntlich bricht die Cessna 150 keinen Geschwindigkeitsrekord. Der Wind hat hier einen besonderen Einfluss und wirkt sich spürbar auf die Flugzeit aus. Nun zur Planung. Zwar hatte ich für den ausgefallen Flug im Mai schon einen Flugdurchführungsplan erstellt, den ich als Grundlage für den Juniflug nehmen konnte, doch musste und wollte ich ihn noch weiter verfeinern.
Am Mittwoch schon schaute ich regelmäßig ins DWD Wetterportal, um zu prüfen, ob der geplante Flug am Freitag durchführbar wäre. Und dann kam der große Tag. Schon früh morgens fragte mich mein Fluglehrer per Handynachricht, ob ich aufgeregt sei: Das konnte ich natürlich nicht verneinen. Doch machte ich mir bewusst, dass lediglich die Länge des Fluges sich von meinen vorherigen Solo Überlandflügen unterschied. Ich wollte einen klaren Kopf behalten. Als Luftlinie waren 494 Kilometer kalkuliert. 270 Kilometer sind laut Ausbildungsprogramm für den Dreiecksflug nötig. Die Gesamtflugzeit für alle Teilstrecken hatte ich mit ca. 3 Stunden und 35 Minuten berechnet.
Der erste Blick am Morgen ging auf das Flugwetter. Nordrhein-Westfalen zeigte sich von seiner besten Seite, nur in Niedersachsen bzw. Bremen wurden für den Nachmittag in einem relativ großen Zeitraum Gewitter vorhergesagt. Problem?! Ist der Flug so noch durchführbar? Ich entschied mich, meinen Fluglehrer um Rat zu Fragen. Dieser machte mir Hoffnung. Er schlug vor, den Flug erst einmal so ins Auge zu fassen, dabei wachsam das Wetter und seine Entwicklung zu beobachten. Und ggf. nach dem ersten Streckenabschnitt nach Stadtlohn neu zu überlegen und bei Wetterverschlechterung einen Alternativplatz anzufliegen. Ich bereitete meine Fliegertasche vor, überprüfte noch einmal, ob ich alle An- und Abflugkarten, ICAO Karten, mein Tablett mit der GPS Navigationssoftware, etwas zu trinken usw. eingepackt hatte. Anschließend begab ich mich daran, das Flugwetter für den Tag auszudrucken und die Winde in die drei angefertigten Flugdurchführungspläne für die Teilstrecken einzutragen. Auch hier gab es den Verweis auf ein mögliches Gewitter im Nachmittagsbereich im Raum Bremen. Der Blick auf die Satellitenbilder und Niederschlagsprognosen verriet jedoch, dass das Gewitter mit großer Wahrscheinlichkeit keine Auswirkung auf meinen Flugweg haben würde.
Nichtsdestotrotz entschied ich nach einem weiteren Telefonat mit meinem Fluglehrer, mir neben den Ausweichplätzen, die ich ohnehin geplant hatte, Karten und Routen zu weiteren Plätzen auf der Strecke mitzunehmen. Auch eine gesamte Alternativroute fertigte ich noch kurzfristig an. Bevor ich mich auf den Weg zu MG flyers machte, rief ich noch die Flugleiter am Flugplatz Stadtlohn und Ganderkesee an um mich anzukündigen und um nach örtlichen Besonderheiten zu fragen. Eine sinnvolle Angelegenheit, zumal man durch die freundliche und zuvorkommende Art der Flugleiter die Unsicherheit ablegen kann, die unterschwellig da ist, wenn man einen bisher unbekannten Platz anfliegt. Am Flugplatz Mönchengladbach wartete schon ein Fluglehrer. Wir gingen meine Flugplanung gemeinsam durch: Flugdurchführungspläne, NOTAMS, Wetter und besprachen die letzten Einzelheiten und Alternativen. Dann übernahm ich die Cessna 150, netterweise vom vorherigen Flugschüler vollgetankt übergeben. Das spart etwas Zeit – sehr gut. Nachdem ich und auch der Fluglehrer einen ausführlichen Außencheck an der Cessna vorgenommen hatten, entließ er mich auf meinen ersten Streckenabschnitt nach Stadtlohn – ein bekannter Platz, den ich schon während meiner Ausbildung mit meinem Fluglehrer angeflogen bin.
Nach dem Abarbeiten der Checkliste und dem ersten Funkkontakt durfte ich dann zum Roll-Halt der Piste 13 rollen, wo ich wenig später die Startfreigabe bekam. Ich verließ die Kontrollzone von Mönchengladbach über Mike – das Postverteilzentrum bei Krefeld.
Dann ging es weiter auf den von mir zuvor berechneten Kursen zum Autobahnkreuz Moers und weiter Richtung Rhein auf das Kraftwerk Voerde zu. Ich meldete mich bei Langen Information. 2 bis 3 Mal bekam ich auf der Strecke nach Stadtlohn Verkehrsinformationen. Die Flieger hatte ich aber alle schon im Blick. An diesem schönen Freitag, bei bestem Flugwetter, war schon ein bisschen was los in der Luft und auf den Flugplätzen.
Nach Erreichen des Kraftwerks Voerde ging es Richtung Borken. Ich warf einen Blick auf mein GPS Navigationsgerät, und in die Karte, wo ich mir zuvor dieselbe Strecke wie auf meinem Flugdurchführungsplan eingezeichnet hatte. Ich bemerkte, dass ich mich durch die vergangenen Flugstunden schon ganz gut in der Region auskannte. Die anfängliche Aufregung fiel so ganz allmählich ab. Von Borken ging es dann zum östlichen Rand von Stadtlohn. Den Platz hatte ich schon in Sicht. Ich meldete mich ca. 5 Minuten vor der geplanten Landung beim Flugleiter. Nur ein abfliegender Flieger war noch im Funk zu hören und auf dem Platz zu sehen. Ich flog in den rechten Gegenanflug ein und landete wenig später auf der Piste 29 in Stadtlohn. Gute Landung – freute ich mich trotz etwas Seitenwinds. Ich rollte zur Abstellposition, stellte den Motor ab, notierte mir die Zeiten und füllte für den ersten Streckenabschnitt mein Flugbuch aus, welches ich mir neben dem Flugauftrag, den ich von meinem Fluglehrer erhalten hatte, vom Flugleiter unterschreiben und abstempeln ließ.
Der zuvorkommende Flugleiter erledigte dies sofort und erzählte mir noch die eine oder andere nette Anekdote aus seinem Fliegerleben, was zu meiner Entspannung beitrug. Ich schaute noch mal ins Wetter und sah, dass es in und um Ganderkesee immer noch sehr gut war. Nach einem kurzen Telefonat mit meinem Fluglehrer und der Information, dass ich gut in EDLS angekommen war, entschieden wir, dass ich den einstündigen Flug von EDLS nach EDWQ in Angriff nehmen könnte.
Ich sortierte meine Unterlagen für den nächsten Streckenabschnitt, prüfte noch einmal die Treibstoffmenge und die Treibstoffberechnung und führte einen ausgiebigen Check durch. Dann ging es weiter: Nach dem Start in Stadtlohn verließ ich den rechten Gegenanflug Richtung Norden und flog auf meinen nächsten Punkt, die kleine Stadt „Salzbergen“ zu. Hier hatte ich mir auch ein Radial als Auffanglinie vom VOR OSN / Osnabrück) aufgeschrieben um den kleinen Ort nicht zu verfehlen. Auch das GPS half mir dabei. Dann ging es weiter nach Cloppenburg. Der längste Streckenabschnitt in meinem Flugdurchführungsplan. Etwa 30 Minuten hatte ich für die Dauer berechnet. Und tatsächlich: nach einiger Zeit erblickte ich die Stadt. Kaum zu übersehen, da im Norden die Dichte der Städte doch nachlässt und natürlich nicht mit dem Ruhrgebiet vergleichbar ist.
Die 30 Minuten Flugzeit überbrückte ich mit intensiver Luftraumbeobachtung und regelmäßigen Blicken auf die Instrumente, sowie der Informationsfrequenz Langen, die mir wegen interessanter und auch lustiger Kommunikation anderer Luftfahrzeugführer ein Lächeln ins Gesicht trieb. Dann war es schon so weit, von Cloppenburg ging es Richtung Wildeshausen. Ich sank schon mal etwas, (da Ganderkesee ähnlich wie Essen/Mühlheim unter der Kontrollzone eines Verkehrsflughafens liegt) und meldete mich bei der freundlichen Flugleiterin von Ganderkesee, die ich ein paar Stunden zuvor schon am Telefon hatte. Es war kaum Verkehr. Ich fädelte mich in den Gegenanflug der südlichen Platzrunde ein und flog auf die 26 an. Der Wind kam leicht von der Seite, aber die Landung passte perfekt.
Nach Verlassen der Piste meldete ich mich erneut bei der Flugleiterin mit der Bitte, vor dem Abstellen erst einmal wieder voll zu tanken. Sie beschrieb mir äußerst hilfsbereit den Weg zur Tankstelle, die sie auch für den Tankvorgang freischaltete. Nach dem Tanken stellte ich den Flieger ab, rief meinen Fluglehrer an und informierte ihn über den erfolgreichen Hinflug. Ich füllte wie gewohnt mein Flugbuch für die Teilstrecke EDLS-EDWQ aus, bezahlte den Tankvorgang und die Landegebühr und ließ mir Flugauftrag und Flugbuch abstempeln und unterschreiben. Der Flugleiter (die Schicht hatte zwischenzeitlich gewechselt) bot mir an, vor meinem Rückflug nach Mönchengladbach noch mal das Wetter zu prüfen. Das nahm ich natürlich gerne an. Das vorhergesagte Gewitter für Bremen und Umgebung bildete sich östlich von Bremen und zog Richtung Norden. Also kein Problem für mich, da ich mich ja bei bestem Wetter westlich von Bremen befand. Meine Eltern, die auch zum Flugplatz gekommen waren, um meine Landung zu sehen, nahmen mich stolz in Empfang. Wir genossen unser Wiedersehen auf der Terrasse des Flugplatzrestaurants und konnten die Flugmanöver der übrigen Flieger dabei gut verfolgen.
Natürlich musste ich meinen ganzen Flug genau beschreiben. Meine immer noch etwas aufgeregten Eltern beruhigten sich sichtlich, als sie hörten wie verantwortungsvoll die Fluglehrer mich während meines Dreiecksflugs telefonisch begleiteten. Für sie war es ja auch ungewöhnlich, dass ich schon während der Ausbildung so eine weite Strecke alleine flog. Nach etwa zwei Stunden machte ich mich wieder auf den Weg, ich wollte schließlich noch mit ein bisschen Zeitpuffer zur Flugplatz-Öffnungszeit in Mönchengladbach zurück sein und wusste, dass ich auf dem Rückflug Gegenwind haben würde. Ich bereitete den Flieger für den Rückflug vor, machte meine Checks und präparierte mein Kniebrett, die Karten und mein GPS Navi. Nach dem Start auf der 26 in Ganderkesee drehte ich aus dem Gegenanflug der südlichen Platzrunde nach Süden ab. Unter dem Deckel der Bremer Kontrollzone stieg ich vorsichtig. Wildeshausen war der erste Streckenpunkt für den Rückflug. Dann drehte ich Richtung Cloppenburg. Ich meldete mich für Verkehrsinformationen bei Langen Information. Doch bis auf einen Hinweis kurz vor Mönchengladbach war ich allein auf weiter Flur. Ich hörte einige Flieger, die von nähergelegenen Plätzen auf dem Weg nach Mönchengladbach waren. Ich bildete mit der Cessna 150 die Nachhut.
Eins war klar, ich genoss den Flug: langsam arbeitet sich die C150L gegen den Wind, mal mit 70 Knoten „Ground Speed“, mal 75 Knoten, mal sogar 80 Knoten, was ich dank des Navi auch immer im Blick hatte. Es ging wieder am Flugplatz Stadtlohn vorbei, auf dem ich auf dem Hinflug gelandet war, dann Richtung Borken. Jetzt konnte ich schon den Rhein erspähen und das in der Ferne liegende Kraftwerk Voerde, mein nächster Streckenpunkt. Es ging in den finalen Abschnitt. Die Zeiten auf meinem Flugdurchführungsplan passten wie auch schon beim Hinflug auffallend genau -gut geplant, freute ich mich- so kann ich wohl ganz zuversichtlich für die Prüfung sein. Vom Kraftwerk Voerde ging es dann weiter wie auch auf dem Hinflug zum Autobahnkreuz Moers, wo ich Langen Information verließ, die mir noch eine gute Landung wünschten. Ich flog nach dem Abhören der ATIS von Mönchengladbach Richtung Kilo 1, wo ich mich 5 Minuten vorher zur Landung ankündigte.
Die vertraute Stimme des Lotsen wies mir den Weg in die Kontrollzone und in die Platzrunde der Piste 13, wo ich dann einige Minuten später mit einer ordentlichen Abschlusslandung meinen Dreiecksflug beendete.
Mein Fluglehrer erwartete mich schon vor der Halle und dokumentierte meine Ankunft mit etlichen Fotos. Danke! Ein rundum gelungener Tag, an den ich mich bestimmt lange gern erinnern werde. Glücklich und zufrieden stieg ich aus dem Cockpit. Mein letzter Schritt vor der Prüfungsvorbereitung und dem nahenden Abschluss der Ausbildung war geschafft.
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