Flugschüler Christian bloggt
Über eine Pilotenausbildung können unsere Fluglehrer & Mitarbeiter bei MG flyers Ihnen bereits einen Überblick und viele Informationen zukommen lassen. Aber sind nicht die ungefilterten Eindrücke eines Flugschülers viel authentischer, um sich ein umfassendes Bild über die Schritte zur Pilotenlizenz zu machen? Unser Flugschüler Christian hat im August 2017 seine Ausbildung zum Privatpiloten bei uns begonnen und im Sommer 2018 erfolgreich abgeschlossen. In seinem Blog berichtet Christian monatlich von seinen Erfahrungen, Erfolgen, wie auch Rückschlägen auf dem Weg zum Luftfahrerschein.
Nachfolgend finden Sie eine Übersicht aller Blogeinträge:
#1 – Schnupperflug und Anmeldung
#2 – Vorflugkontrolle, Rollen und erste Platzrunden
#3 – Wind, Wetter und ein (Lern-) Urlaub
#4 – Unvergesslich, der erste Solo-Flug!
#5 – Ein weiterer Solo-Flug und Funknavigation im Simulator
#6 – Tag der Wahrheit: die theoretische Prüfung!
#7 – Viel Abwechslung nach einer langen Pause, es geht hoch hinaus
#8 – Der bisherige Höhepunkt meiner Ausbildung: Dreiecksflug
#9 – Mit Airwork im Endspurt zur Prüfungsvorbereitung
#10 – Jetzt bin ich Pilot!
#1 - Schnupperflug und Anmeldung
Ab heute werde ich Pilot
Hallo, mein Name ist Christian, ich bin 41 Jahre alt und wohne mit meiner Freundin in Hilden. Fliegen ist für mich seit meiner Kindheit ein Traum, eine echte Faszination. Ich war schon immer davon begeistert, dass Fluzeuge fliegen können und fand es total spannend herauszufinden, wie das wohl geht?!? Mittlerweile ist zu der Faszination noch mein technisches Interesse gekommen und hat den Wunsch immer weiter verstärkt, einmal selbst ein Flugzeug fliegen zu können und zu dürfen. Leider war nie die Zeit dafür da und ehrlich gesagt, auch nicht das Geld. Zuerst kam die Ausbildung, dann das Studium und die ersten Karriereschritte.
Familiär gab es bei mir keinen Bezug zum Fliegen und meine Luftfahrterfahrungen bezogen sich bislang auf Urlaubsflüge, den Aufenthalt auf der Besucherterasse des Düsseldorfer Flughafens und die neugierige Lektüre diverser Zeitschriften sowie Internet- und Facebook-Präsenzen bekannter großer Flugzeughersteller. Jetzt ist es für mich aber an der Zeit, mir den Traum von der eigenen Privatpilotenlizenz PPL(A) zu erfüllen.
Das erste mal „cleared for take-off“
Mein Schnupperflug ist schon fast 3 Jahre her, damals auch bei MG flyers. Das war wirklich ein Zufall und ein Geschenk meiner Freundin. Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Tag. Das erste mal in einer Cessna 172 vorne links sitzen und die Checkliste durchgehen… und dann kam da der Punkt „Anlassen“. Jetzt wird es also ernst, dachte ich mir! Die Schnupperstunde verging wie im Fluge, ganz viele Eindrücke stürmten auf mich ein und ich hatte noch einige Tage damit zu tun, diese alle zu verarbeiten. Ich glaube, ich habe jedem von meinen ersten Erfahrungen erzählt – denen, die es hören wollten und auch denen, die es nicht hören wollten! 😉 Für mich stand ab diesem Tag nur die eine Frage im Raum: Warum hast Du das nicht schon viel früher gemacht?
Was als nächstes ansteht…
Jetzt wird es also ernst: Die Vorbereitungen sind abgeschlossen und mein Medical ist auch schon da. In den kommenden Monaten erwarten mich zahlreiche Theorie- und Praxisstunden, auf die ich mich wirklich freue! Mein treuer Begleiter wird übrigens Maskottchen Viktor – der fliegende Teddy – sein. Jetzt noch schnell alle Unterlagen fertig machen und dann ab damit zur Flugschule und anmelden… das Abenteuer beginnt, der Traum vom Fliegen kann starten!
#2 - Vorflugkontrolle, Rollen und erste Platzrunden
Endlich, das Flugzeug aus der Nähe!
Bisher habe ich Flugzeuge dann doch eher aus der Entfernung gesehen, aber jetzt wird es ernst, es geht los! Dieser Gedanke kam mir, als ich das erste mal am Flieger stand und nach der mündlichen Einweisung gemeinsam mit dem Fluglehrer die erste Vorflugkontrolle durchführe: Treibstoff, Reifen, Funktion der Ruder, Klappen… die Checkliste gibt Orientierung und Struktur.
Danach ab nach innen und die Checkliste durchgehen, von oben nach unten. Jede Position wird ausführlich vom Fluglehrer erläutert und ich verstehe, was ich tue und warum ich es in der vorgegebenen Reihenfolge zu tun habe. Ich kann mich noch sehr gut an den Moment erinnern, als ich an der Position „Anlassen“ angekommen bin – und schon startet der Propeller. Ich bin überrascht von der Kraft, die schon diese Cessna entwickelt. Ich kann die Luft durch das offene Seitenfenster neben mir spüren, wie sie auf ihrem Weg von der so genannten „Luftschraube“ (ein tolles deutsches Wort) nach hinten geworfen wird und dabei das Höhenruder anhebt. Aber, bis jetzt ist alles im Stehen passiert. Wir bzw. tatsächlich ich rolle jetzt zur Tankstelle. Jedenfalls versuche ich es und gebe mir alle Mühe, der gelben Linie möglichst präzise zu folgen. Was in den nächsten Tagen zwar schnell funktionieren wird, ist am Anfang gewöhnungsbedürftig und sieht nicht gerade souverän aus. So geht es schließlich in Schlangenlinien zum Haltepunkt und anschließend zum Abflugpunkt auf der Piste.
„Airwork“: In der Luft beginnt die Arbeit
Schnell merke ich, dass ich noch so viel zu lernen habe. Nach dem Abheben auf Kurs zu bleiben, konstant bei 80 Knoten zu steigen, Kurven koordiniert zu fliegen oder die Funktionsweise der Ruder und der Trimmung kennenzulernen, all das klingt so einfach und will doch gelernt sein. Am wichtigsten für mich aber: nach draußen schauen! Nicht um die Landschaft zu genießen (dazu bleibt zum Glück aber auch stets ein wenig Zeit), sondern um nicht zu viel auf die Instrumente zu starren – wir betreiben schließlich Sichtflug! Es ist wirklich viel einfacher, den echten Horizont zur Orientierung und zum Erkennen der Fluglage zu nutzen.
In den nächsten Tagen geht’s weiter damit grundlegende Flugpraxis zu sammeln. Wir kombinieren immer wieder Briefings am Whiteboard und üben das Besprochene anschließend in der Luft. Ob unterschiedliche Stall-Arten (Langsamflug), Anflüge oder einfach nur das Platzrunden-Verfahren, ich habe das Gefühl, dass da ein unendliches Feld an neuen und interessanten Dingen auf mich zukommt. Ganz zu schweigen vom Funken, von dem ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung habe und meistens auch nur die Hälfte verstehe.
Nach einigen Tagen geht’s dann stärker ans Platzrundentraining in Mönchengladbach. Platzrunden werden mich im 1. Ausbildungsabschnitt eine ganze Zeit begleiten, vom Start bis zur Landung. Bis das ganze Prozedere sauber sitzt, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Dabei macht mir momentan das Landen noch am meiste Mühe, ganz besonders bei starkem Seitenwind. Mein Fluglehrer korrigiert aber immer im richtigen Augenblick und bringt glücklicherweise eine Engelsgeduld mit. Irgendwann wird das aber auch bei mir klappen, so versicherte mir mein Fluglehrer stets… jetzt heißt es jedenfalls in den nächsten Flugstunden: üben, üben, üben! Auch wenn es teilweise Arbeit und auch etwas Anspannung ist: Es macht mir einen riesen Spaß jede Flugstunde einen Schritt voran zukommen!
Theorie und Praxis: Sprechfunk im BZF-Flugfunk-Seminar
Ich habe viel Respekt vor der ganzen Arbeit, die im Cockpit gleichzeitig zu erledigen ist. Dazu gehört auch das Funken und deshalb bin ich ganz froh, dass parallel zur normalen PPL-Theorie (u.a. mit E-Learning von Zuhause aus) schon die ersten theoretischen Stunden in der Flugschule zum BZF-Seminar anstehen. Einem Crashkurs in Luftrecht mit Lufträumen und Sichtflugregeln, grundlegenden Einführungen in Anflug- und Flugplatzkarten, sowie den zu erwartenden theoretischen Fragen, folgen dann praktische Übungen in den Flugschulräumen. Jeder Teilnehmer (der übrigens sehr sympathischen Gruppe) spielt sein eigenes Flugzeug im Funkkontakt mit dem Tower bzw. der Ground-Station, gespielt von Stefan. Das macht Spaß, zeigt zugleich aber auch den Ernst und die Notwendigkeit einer sauberen Funkkommunikation: vermeiden von Füllwörtern, präzise und kurze Kommunikation sind gefragt. Denn neben mir werden auch in Zukunft noch andere Fliegerkammeraden auf der Frequenz unterwegs sein. Die Anmeldung zur Funkprüfung bei der Bundesnetzagentur in Köln ist übrigens auch schon auf dem Weg. Die Prüfung dort wird mich einen Schritt näher zu meinem Ziel bringen: Privatpilot werden! Es bleibt spannend…