Flugschüler Christian bloggt

Unser Flugschüler führt einen Blog über seine Eindrücke & Erfahrungen zur Privatpilotenlizenz PPL(A)

Über eine Pilotenausbildung können unsere Fluglehrer & Mitarbeiter bei MG flyers Ihnen bereits einen Überblick und viele Informationen zukommen lassen. Aber sind nicht die ungefilterten Eindrücke eines Flugschülers viel authentischer, um sich ein umfassendes Bild über die Schritte zur Pilotenlizenz zu machen? Unser Flugschüler Christian hat im August 2017 seine Ausbildung zum Privatpiloten bei uns begonnen und wird in den kommenden Monaten in einem Blog regelmäßig von seinen Erfahrungen, Erfolgen, wie auch Rückschlägen auf dem Weg zum Luftfahrerschein berichten.

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#7 – Viel Abwechslung nach einer langen Pause, es geht hoch hinaus

Februar/März 2018 – Funknavigation, Aquila, Solo-Ziellandeübungen, Englischprüfung und Höhenflug

Die wetter- und urlaubsbedingte Pause hat ein Ende: Es geht wieder in die Luft!
Nach einer wetter- und urlaubsbedingten langen Pause konnte ich erst Ende Februar wieder fliegen. Ob ich das noch kann? Hab ich irgendwas verlernt? Ein Flug von Mönchengladbach nach Bonn-Hangelar sollte Gewissheit bringen. Wetter, Kurse, Geschwindigkeiten, Berechnungen zu Gewicht und Balance… alles habe ich akribisch vorbereitet. Die Strecke wurde so gewählt, dass ich nochmal das Gelernte aus der Funknavigation auffrischen konnte: über das VORTAC Nörvenich nach Euskirchen und auf dem VOR-Radial „COLA“ Richtung Bonn. Nach einem kurzen Touch-and-Go ging es dann auf gleichem Weg zurück – das Wetter zog sich leider schon wieder zu… Mein Eindruck nach der 6-wöchigen Flugabstinenz: es geht noch, auch wenn die 10-12 Knoten variablen Windes die Landungen nicht so locker haben aussehen lassen. Dennoch bin ich optimistisch. Wird schon!

Unterwegs mit der Aquila A210: Abwechslung auf einem anderen Flugzeugmuster
Leise rieselt der Schnee… und das im März mit mäßigen bis starken Nord-Ost-Windböen! Insgesamt keine guten Vorzeichen für einen Start und meinen ersten Flug auf der Aquila A210. Aber wir haben Glück und wurden fürs Abwarten belohnt. Nach ein paar theoretischen Lerneinheiten in Sachen Constant-Speed-Propeller, Ladedruckeinstellungen und Vergaservorwärmung (alles Dinge, die ich aus der Cessna bislang in der Praxis nicht kannte, aber die Hintergründe im Theorieunterricht bereits gelernt habe) ging es zum heutigen Flieger: der Aquila A210 von MG flyers. Dieses Leichtflugzeug wollte ich schon immer mal ausprobieren und weil die Cessna an diesem Tag durch Rundflüge ausgebucht war, sind wir kurzerhand umgestiegen.

Schnell merke ich, dass die A210 ein anderes Verhalten besitzt, als die mir bislang bekannte Cessna: wesentlich leichter, Verbundwerkstoff statt Aluminium, Vergasermotor mit Flüssigkühlung statt Einspritzer mit Luftkühlung, Tief- statt Hochdecker, Steuerknüppel statt Steuerhorn, Zwei- statt Viersitzer, Super Bleifrei statt AVGAS 100LL. Und dazu einen wahren Zungenbrecher als Rufzeichen: „Delta Echo Zulu Juliett Sierra“, das verlangt etwas Übung, denke ich mir. Die Aquila reagiert direkter und wesentlich agiler auf Steuerknüppelbewegungen, sie ist spritzig und dank der großen Glashaube sehr angenehm hell. Das Fliegen macht Spaß und der Umstieg auf ein anderes Muster ist eine echte Abwechslung, die ich gerne wiederhole. Ich möchte später ja auch nicht nur ein Flugzeug fliegen. Gleichwohl merke ich aber auch, dass ich mich in der Cessna im aktuellen Ausbildungsabschnitt mehr „zu Hause“ fühle.

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Die nächste Prüfung: Mein Englisch-Test
Sprachprüfung! Um auf Englisch funken zu dürfen, sind neben dem BZF I auch ausreichende allgemeine Sprachkenntnisse nachzuweisen. Dazu ist ein separater Sprachtest erforderlich, der eine Einstufung des englischen Sprachgebrauchs in Stufe 4 (Mindestanforderung) bis 6 (Muttersprache) vornimmt. Um diesen kurzen Text zu absolvieren, bin ich zum Flughafen Essen/Mülheim gefahren, um während eines wunderbaren Sonnenuntergangs meine Englisch-Prüfung in zwei Teilen abzulegen.

Los ging es mit dem Hörverständnis. Hierzu wurden zwölf kurze Texte vorgelesen, die natürlich alle mit der Luftfahrt zu tun hatten. Anschließend musste unter jeweils drei Antwortmöglichkeiten die Zutreffende angekreuzt werden. Der zweite Teil bezog sich auf Sprachfertigkeiten im Interview und startete mit einer persönlichen Vorstellung als kurzes Warm-Up. Dem folgten kurze Konversationen in denen meine Meinung zu Fluglärm in der Nähe von Flughäfen, der Gefahr von Air-Shows oder dem Beitrag der Fliegerei zur Erwärmung der Erdatmosphäre gefragt wurde. Zusätzlich musste ich ein vorgelegtes Bild beschreiben, eine typische Szene auf einem Flughafen.

Spätestens in diesem Teil habe ich gemerkt, dass meine Englischkenntnisse zwar etwas eingerostet, aber noch brauchbar sind. Der Lohn der Mühe: ICAO-Level 4, für PPL-Flieger sattelfest und ausreichend. Mein sportlicher Ehrgeiz ist geweckt, beim nächsten mal versuche ich ein Level mehr zu erreichen.

Ziellandeübungen: Jetzt auch solo unterwegs
Wieder ein Tag mit vollem Programm, zuerst aber zum Tanken und dann geht’s mit vollen Tanks und Fluglehrer zur Ziellandeübung. Ich finde diese Übungen, die auch in der Prüfung geflogen werden, durchaus anspruchsvoll. In 2000 ft Höhe oberhalb der Landebahnschwelle simulieren wir einen Motorausfall und meine Aufgabe besteht darin, den Flieger ohne Motorunterstützung sicher auf der Piste zu landen. Ich muss den verbleibenden Flugweg so einteilen, dass ich nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam sinke. Schließlich muss die Energie im Flieger bis zur Landebahn reichen. Sollte ich im Endteil des Anflugs dann doch etwas hoch sein, weil ich vielleicht vorher die Flugstrecke zu stark abgekürzt habe, kann ich noch mit den Landeklappen etwas mehr Widerstand erzeugen um Höhe abzubauen. Alles eine Frage der Übung! Die ersten beiden Versuche mit Fluglehrer haben ganz gut geklappt. Mein Fluglehrer hat mir immer wieder Input gegeben, wie ich meine Ziellandung optimieren kann.

Aber dann: mein Fluglehrer bittet zur Abschlusslandung. Jetzt schon? „Du fliegst jetzt mal ein paar Ziellandeübungen solo.“ Die Aufregung steigt sprunghaft an, mein Puls steigt und ich rolle konzentriert zum Abstellplatz, lasse meinen Fluglehrer aussteigen. Jetzt bin ich allein, mein rechter, rechter Platz ist frei! Naja, probieren wir es. Checkliste, Startvorbereitung, Funken und Startfreigabe, „D-ESAD, Runway 13, cleared for take-off“, auf geht’s.

Während die Landungen an sich leider nicht alle so vorzeigbar sind, klappt die Einteilung bei den fünf Durchläufen überraschend gut. Insgesamt geht da bestimmt noch mehr. Nach der Abschlusslandung rolle ich irgendwie beseelt und auch ein bisschen stolz zurück zur Halle. Was für ein Abend!

Mein erster Höhenflug am Steuer
Bei herrlichem Sonnenschein fliegen wir nach einer ordentlichen Vorbereitung in Richtung Süden mit Ziel Flugplatz Dahlemer-Binz (EDKV) in der schönen Eifel. Das Wetter spielt mit und wir können seit langer Zeit mal wieder den blauen Himmel genießen, herrlich! Während es unten noch leicht diesig ist, wird die Luft mit jedem Höhengewinn klarer und wir haben eine hervorragende Sicht. Wir steigen bis auf Flugfläche 065, so hoch bin ich bislang mit der Cessna noch nicht unterwegs gewesen. Hoch zu fliegen klingt erst mal recht einfach, der Teufel steckt aber im Detail und wollte bei der Vorbereitung berücksichtigt werden. Aufgrund der Luftraumstrukturen konnten wir nach dem Start nicht einfach so nach oben gehen, zumal wir weitere Freigaben vermeiden wollten. Wir sind stufenweise gestiegen, zunächst auf 2000 ft (Kontrollzone), dann 3500 ft, 4500 ft (jeweils abgesenkter Luftraum C um den Flughafen Düsseldorf herum) und schließlich nach Veränderung der Höhenmessereinstellung auf den Standardwert 1013 hPa auf Flugfläche 065. Dazu noch das „Übliche“, also Funken, (Funk-)Navigation, Kurs sowie Höhe halten. Ach ja, dann waren da noch ein paar neue Fragen: Wann muss ich denn eigentlich wieder von hier oben mit dem Sinkflug beginnen? Wie schnell darf ich dabei maximal werden? Und wie hoch ist die Sinkrate, wenn ich in einer bestimmten Entfernung zum Flugplatz mit dem Anflug beginne? Dank Kopfrechnen haben wir schnell eine gute Lösung gefunden.

Die heute gemachten Erfahrungen haben mir wieder eine weitere Facette der Fliegerei gezeigt: Nicht nur hoch, sondern auch runter will gelernt sein. Und wieder kann ich den nächsten Flug nicht erwarten…

#8 – Der bisherige Höhepunkt meiner Ausbildung: Dreiecksflug

April 2018 – Solo-Überlandflüge, Dreiecksflug über fast 400km und das erste mal „gespottet“

Mit einem Checkflug startet der neue Flugmonat
Keine Wolken, angenehme Temperaturen aber ordentlicher Wind mit teils starken Böen. Schon am Boden schüttelt es die Cessna beim Pre-Flight-Check kräftig durch. Insgesamt dann doch ganz gute Bedingungen für meinen heutigen Checkflug von Mönchengladbach zum Flugplatz Marl-Loehmühle, von dort weiter nach Stadtlohn und zurück nach Mönchengladbach. Ich bin mit einem anderen Fluglehrer als sonst unterwegs, denn dies ist ein Check-Flug. Der Schwerpunkt liegt darauf, durch einen weiteren, unabhängigen Fluglehrer rückzuversichern, ob ich navigatorisch alles im Griff habe, um „solo“ auf Strecke zu gehen. Jeder Ausbildungsabschnitt sieht einen solchen Checkflug mit einem anderen Fluglehrer vor, das sichert die Qualität der Ausbildung und ich bekomme nochmal neue Tipps und Tricks aus erster Hand.

Meine umfangreiche Flugvorbereitung sieht alles in allem 10 Wegpunkte inkl. der Flugplätze vor. Unterwegs navigiere ich terrestrisch mit der ICAO-Karte und nutze NDB’s und VOR-Auffanglinien zur Orientierung. Die GPS-Anzeige haben wir so eingestellt, dass ich Sie nicht nutzen kann. Einen Wegpunkt nach dem anderen hake ich während meiner Strecke ab und bin überrascht, wie gut sich die Entfernungen und Zeiten im Vorfeld berechnen lassen. Trotz wunderbarer Sicht ist das Finden der Flugplätze in der wunderschönen Landschaft teils noch eine Herausforderung. Es klappt zwar, aber vielleicht geht das mit mehr Übung dann noch besser, wenn sich der „Fliegerblick“ langsam einstellt.

In Stadtlohn (EDLS) führen wir zur Übung eine Ziellandung durch, die ich aber leider unterbrechen muss. Zu stark habe ich mich beim Gegenwind und damit der Einteilung der Strecke verschätzt. Am Ende war die Höhe nicht mehr ausreichend, um (simuliert) ohne Motorleistung zu landen. Also Gas geben, aufsetzen, durchstarten und zum Rückflug nach Mönchengladbach. Da ich bislang noch nie auf diesem Flugplatz war, fällt die Übung unter die Kategorie „Ziellandeübung auf einem fremden Platz“. Das werden wir noch üben, zur Prüfung wird es dann auch sitzen – da sind sich mein Fluglehrer und ich sicher!

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Premiere! Mein erster Flugauftrag und der erste Solo-Überlandflug
Wahnsinniges Gefühl! Das ist wirklich nochmal eine völlig neue Erfahrung: Alleine im Cockpit – auch außerhalb der Platzrunde mit dem Flugplatz in Sicht – fällt mir auf, in welchen Situation ich doch immer noch einmal einen guten Rat meines Fluglehrers bekam, und ich jetzt alleine Entscheidungen treffen muss. Ob das Notieren der Start-, Lande- oder Blockzeiten, die Platzrunde beim Zielflugplatz sauber zu fliegen… viel Abenteuer, viel Spaß, aber auch ein wenig Anstrengung!

Der Reihe nach: Mein Fluglehrer erwartet mich in Mönchengladbach und prüft mit mir zusammen die Vorbereitungen. Von der Berechnung der Flugzeiten über den errechneten Treibstoffverbrauch bis zur Aktualität des Kartenmaterials ist alles okay. Bevor es losgeht, wird mir der Flugauftrag überreicht, der der Flieger getankt und noch einmal das Wetter gecheckt. Insbesondere das Flugwetter war heute ausgezeichnet. Das dachten sich viele und so herrschte ein reger Verkehr, was ich insbesondere auf der Frequenz von Langen-Information und am Zielflugplatz zu spüren bekam. Der Abflug aus der Kontrollzone gelingt gut und ich folge meinen ermittelten Kursen. Auf der Langen-Frequenz ist viel los und mit Glück erwische ich eine kurze Lücke um mich anzumelden. Danach konzentriere ich mich auf meine Strecke und melde rechtzeitig vor Erreichen des Zielflugplatzes das Verlassen der Frequenz, um mich beim Tower (Dinslaken-Info) zu melden. Hier ist ebenfalls einiges los, ich höre schon „Nummer 4 zur Landung“ und während ich gerade den Flugplatz ausgemacht habe um in den Gegenanflug zur Piste 26 einzudrehen, merke ich, dass ich zu nah dran bin. Der Info-Lotse weisst mich drauf hin und ich korrigiere, setze mich hinter einen weiteren Flieger, der vor mir im Gegenanflug ist. Jetzt langsamer werden, Abstand halten und sauber über den Quer- in den Endanflug eindrehen. Klappen setzen, sinken, landen und die Piste verlassen. Nicht schön, aber sicher gelandet!

Für mich geht das Abenteuer nun am Boden weiter. Nach dem kleinen Schönheitsfehler bei der Platzrunde rolle ich zum Vorfeld, wo schon zahlreiche Flieger parken. Wo soll ich mich da hinstellen? Ich finde eine Lücke und parke, wenn auch leicht unschön, ein. Da steht sie nun, die Cessna, leider etwas quer und ich vergewissere mich zur Sicherheit, ob ich so kurz stehen bleiben kann, um meinen Flugauftrag abzeichnen zu lassen. Es ist eng hier heute und auch der angrenzende Biergarten ist bis auf den letzten Platz belegt – Zuschauer!

Auf geht’s zum Turm: Ach so, wo bitte geht’s denn hoch? Die versteckte 2. Treppe finde ich erst im zweiten Anlauf. Alles klar, jetzt nochmal entschuldigen für das Querparken und zurück nach Mönchengladbach – denke ich. Nach dem Anlassen des Fliegers zirkel ich behutsam aus meiner einzigartigen Parkbucht und bin sichtlich erleichtert, das ich mich befreien konnte. Auf dem Rollweg zum Rollhalt: kleiner Stau. Warten auf die landenden Maschinen, warten auf die startenden Segelflieger und warten auf die beiden Maschinen vor mir. Dann geht’s für mich endlich los und ich muss aufpassen, dass ich zu der vor mir gestarteten Cessna 150 einen sicheren Abstand einhalte. Ich lasse die Maschine nicht aus den Augen während ich auf meine Reiseflughöhe  steige. Zum Glück dreht sie Richtung Westen ab, während ich Kurs Südwesten einschlage. Anmelden bei Langen: schwierig. Mittlerweile scheint auf der Frequenz noch mehr los zu sein. Pausenlos melden sich neue Maschinen an oder ab, es gibt Verkehrsinformationen ohne Pause, ob Verkehr (ein Airbus von Eurowings irgendwo im Langen-Bereich) oder die Schilderung der Luftraumbeschränkung nahe Paderborn wegen einer Bombenentschärfung. Ich sag ja, es war wirklich viel los. Es gelingt mir dann doch schnell durchzukommen, nur um mich dann kurze Zeit später wieder abzumelden. Aber hätte ich mich jetzt garnicht erst anmelden sollen, zumal es ja nur ein kurzer Flug ist?

Ich höre die ATIS beim Anflug auf Mönchengladbach ab und melde mich beim Turm an. Noch eine Premiere: das erste mal werde ich um SQUAWK-Ident gebeten. Gemacht, getan – wieder mal einen Knopf zum ersten mal in echt gedrückt ;-). Einflug in die Kontrollzone, Pflichtmeldepunkte abgeflogen und dann über den Gegenanflug zur Piste 13. Landung ok, abrollen und zurück zur Flugschule, dort erwartet mich bereits mein Fluglehrer mit einem weiteren Schüler. Ich bin zu spät, bitte um Entschuldigung und Verständnis.

Es war ein aufregender Tag, an dem in sehr kurzer Zeit so viel passiert ist. Die Lotsen haben mir leid getan, aber ich bewundere deren Ruhe und Professionalität! Top! Vielen Dank. In der kurzen Flugzeit hab ich so viele Dinge erkannt, an denen ich noch arbeiten muss und kann es kaum abwarten, bis es einige Tage später wieder losgeht – diesmal nach Essen.

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Persönlicher Rekord beim Dreiecksflug: 3 Landungen, 213 NM (394 km) und 2:09 h Flugzeit
Eine wichtige Voraussetzung für meine Lizenz stellt die Durchführung eines so genannten „Dreiecksfluges“ dar. Der Dreiecksflug ist ein Solo-Überlandflug mit einer Mindeststrecke von 150 NM (270km) und zwei Landungen auf unterschiedlichen Flugplätzen – und genau das steht heute auf dem Programm! Es wird also ein aufregender Tag. Zwei unterschiedliche Strecken haben ich mir bereits auf der ICAO-Karte abgesteckt und entscheide mich dann am Tag zuvor für einen Flug von Mönchengladbach (EDLN) nach Osnabrück-Atterheide (EDWO), von dort aus weiter nach Stadtlohn-Vreeden (EDLS) und wieder zurück nach Mönchengladbach. Die Flugvorbereitung wird sehr umfangreich, die Gesamtentfernung ist groß und ich saß noch nie so lange alleine (!) in meinem Schulflugzeug. Dazu kommt dann noch, dass ich bislang noch nicht in Osnabrück war und der Flugplatz für mich unbekannt ist.

Das Wetter spielt an diesem Tag mit, wobei ich mich dennoch telefonisch vorab bei meinen Zielflugplätzen nach dem aktuellen Stand erkundige: alles ok. Lediglich für den Nachmittag sagen TAF und die Berichte auf flugwetter.de aufziehende Gewitter in Mönchengladbach voraus. Also habe ich keine Zeit zu verlieren und will möglichst früh los. Mein Fluglehrer übergibt mir die Maschine vollgetankt, das spart viel Zeit und hilft auch, meine Aufregung etwas zu reduzieren. Vielen Dank, das war super!

Es geht los, ich starte auf der Piste 13, steige auf 2000 ft, steuere den Meldepunkt MIKE an und verlasse die Frequenz von Mönchengladbach nicht ohne dem Turm zum Abschied noch ein „bis später“ zu hinterlassen. Nach meiner Anmeldung bei Langen-Information („… VFR Schulungsflug Solo mit Flugauftrag…“) gehts über das Autobahnkreuz Moers und ich orientiere mich in Richtung HMM VOR (Drehfunkfeuer), dessen Frequenz ich bereits am Boden eingestellt habe. In Höhe des BOT NDB steuere ich nach Nordosten um die Fallschirmsprungzone bei Marl nördlich zu umfliegen und habe die Gelegenheit, die Absetzmaschine aus sicherer Entfernung zu sehen, bevor es wieder auf östlichem Kurs zurück auf meine ursprüngliche Kurslinie zum HMM VOR geht. Autobahnen, Flüsse und Kanäle geben eine gute Orientierung und führen mich zum nächsten Wegpunkt. Von dort peile ich das OSN VOR an und verabschiede mich ca. 15 NM südlich von Osnabrück von Langen um mich am Flugplatz in Osnabrück-Atterheide anzumelden. Am Platz herrscht mäßiger Verkehr, die Piste 09 ist in Betrieb und ich studiere nochmal die Anflugkarte. Die Platzrunde ist gut zu erkennen und wird durch Autobahnen im Süden und Westen begrenzt. Der Anflug klappt und bei geringem Seitenwind gelingt die Landung in Osnabrück recht gut. Obwohl ich den Platz nicht kenne, ist mein Flugzeug wohl schon öfter hier gewesen. Während ich mich im im Endteil auf die Landung konzentriere, begrüßt ein anderer Pilot, der am Rollhalt wartet, meine Maschine über Sprechfunk mit den Worten „ach, da ist ja die D-ESAD“. Zugegeben, das nimmt mir etwas Aufregung und ich muss schmunzeln. Schön, an einem fremden Platz freundliche begrüßt zu werden. Jetzt Parkplatz suchen und Flugauftrag abstempeln lassen. Gastfreundschaft wird hier offensichtlich groß geschrieben und ich spiele kurz mit dem Gedanken, mich in dem kleinen Restaurantbereich ein paar Minuten auszuruhen. Aber dann kommt mir das aufziehende Gewitter wieder in den Kopf, obwohl das noch einige Stunden dauern soll. Die freundlichen Lotsen bieten mir noch an, einen Blick auf das Wetterradar zu werfen und ich mache mich weiter auf den Weg in Richtung Stadtlohn.

Am Rollhalt erinnert eine Holztafel an die Einhaltung der Platzrunde um die Lärmbelästigung möglichst gering zu halten. Der Abflug aus Osnabrück klappt gut, schnell bin ich wieder bei Langen auf der Frequenz und erbitte Verkehrsinformationen. Ab und an bekomme ich einen Hinweis auf Traffic und verspreche Ausschau zu halten, melde die angekündigten Flieger in Sicht und bin im Vergleich zum ersten Teil meiner heutigen Reise relativ schnell schon auf dem Sinkflug auf den Flugplatz Stadtlohn. Als ich dann vor mir eine Maschine sehe, die sich etwa auf meiner Höhe im Gegenanflug befindet, halte ich Abstand zur Platzrunde. Ich entscheide mich für einen Vollkreis um auch Abstand zum Vorausfliegenden Verkehr zu bekommen, der gerade in den Gegenanflug eindreht. Damit ich nicht unbeabsichtigt in holländischen Luftraum einfliege drehe ich nach rechts und reduziere über der Stadt die Drehzahl etwas. Da sich nun niemand im Gegenanflug meldet und ich mittlerweile auf Platzrundenhöhe auch keine Maschine erkennen kann, setze ich meinen Anflug in den Queranflug fort. Landung, Abstellen und Stempel abholen – dann geht zurück nach Mönchengladbach.

Die Wegpunkte passen, die berechneten Zeiten halte ich ein. Zwischendurch sehe ich ein paar Meilen rechts von mir einen Kunstflieger, der seine Manöver fliegt. Einerseits blicke ich immer mal wieder total gespannt zu ihm rüber, zumal ich das Spektakel aus dieser Perspektive auch noch nie gesehen habe. Gleichzeitig frage ich mich aber auch, ob der mich wohl sieht? Eher nicht! Ich fliege schließlich etwas weiter nach links um etwas mehr Abstand zu bekommen, sicher ist sicher. Insgesamt gibt es viel zu sehen an diesem Tag und so beobachte ich halb links unterhalb meiner Höhe noch einen Segelflieger, der von einer Schleppmaschine gezogen wird. Der Himmel ist zu meiner Beruhigung noch weitestgehend wolkenfrei aber der Wind nimmt bereits spürbar zu – vielleicht ein Zeichen, das da noch was kommt?!?

Während der Anflug in Flughafen Mönchengladbach sehr gut funktioniert und wie am Schnürchen verläuft, ist die Landung dann nicht so vorzeigbar. Da muss ich an meinem Timing etwas arbeiten um den richtigen Punkt zum Ausschweben noch besser zu treffen. Dennoch gelingt die Landung sicher und ich rolle über Taxiway D und A zur Parkposition. Dort steige ich aus, atme mal richtig durch und bemerke die Schwüle, die sich mittlerweile in der Luft gebildet hat. Ich bin erleichtert, ich hab es geschafft! Es war anstrengend und aufregend zugleich, ich bin stolz und glücklich. Dieser wichtige Meilenstein ist abgeschlossen.