In unserer Serie „Mein Flugerlebnis“ lassen uns ehemalige Flugschüler und Charterkunden an besonderen Flügen teilhaben, die sie als Pilot erlebten. Haben auch Sie eine besondere Flugsituation erlebt oder ein für Sie außergewöhnliches Ziel angesteuert? Dann teilen Sie Ihre Eindrücke mit der Piloten-Community! Auch das ist MG flyers, denn wir verstehen uns neben unserer Tätigkeit als Flugschule weitergehend als Plattform aktiver Piloten, Fluglehrer und Schüler.
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Übersicht bisheriger Beiträge:
#1 – Low Approach am Flughafen Düsseldorf
#2 – Fliegen am Gletscher
#3 – Auf nach Berlin-Schönefeld
#4 – Inselrundflug Mallorca
#5 – Solo Dreiecksflug
#6 – Lukas Weg bei MG flyers
#7 – Ein besonderes Jubiläum
#8 – Fliegen am Kap der Guten Hoffnung
#4 - Inselrundflug Mallorca
Ende 2014 habe ich meine Ausbildung zum Privatpiloten bei den MGflyers begonnen und im Sommer 2016 abschließen können. Damit habe ich mir einen großen Traum erfüllt und eine neue Leidenschaft entwickelt.
Die zweite große Leidenschaft meiner Frau und von mir ist Mallorca. Für uns 2. Heimat, Rückzugs- und Sehnsuchtsort zugleich. Mehrfach im Jahr sind wir im Nordosten der Insel in unserem geliebten Örtchen Arta.
Was liegt also näher, als diese beiden Leidenschaften zu verbinden.
Schon 2015 – noch während meiner PPL-Ausbildung – hatte ich im Rahmen einer von den MGflyers organisierten Fliegertour die Möglichkeit, mit einem Fluglehrer auf Mallorca mit einer Cessna C172 zu fliegen.
Mit der Lizenz in der Tasche, wollte ich dieses nun im Sommer wiederholen.
San Bonet (LESB) ist der ursprüngliche, alte Flughafen von Mallorca und liegt ca. 3NM nordwestlich vom aktuellen Flughafen Palma de Mallorca entfernt. Über das hier beheimatete Aviation Centre Son Bonet konnte ich erneut eine Cessna C172 chartern. Weil ich bis dahin nur wenig Erfahrung auf Cessna hatte und aufgrund einiger Dinge, die es beim VFR-Fliegen auf Mallorca zu beachten gibt – dazu später mehr – hatte ich mich entschlossen, einen Sicherheitspiloten zu bitten, uns zu begleiten. Hier machte es sich bezahlt, dass ich bereits in dem Jahr vorher einen deutschen A320 Kapitän mit Lehrberechtigung kennengelernt hatte, der auf Mallorca seine Heimat gefunden hat.
Nachdem wir zeitlich alles abgestimmt hatten, das Wetter sich von seiner besten Seite gezeigt hatte, konnte es losgehen.
Ich machte mich erneut mit den Eigenheiten des VFR-Fliegens auf Mallorca vertraut. Aufgrund des starken IFR-Verkehrs der großen Airliner auf Mallorca, grenzt unmittelbar an Son Bonet die ausgedehnte Kontrollzone von Palma. Um anfliegendem und abfliegendem IFR Verkehr nicht in die Quere zu kommen, ist der gesamte Luftraum über Mallorca außerhalb der Kontrollzone als Palma RMZ /VFR-Sektor deklariert und hier gilt: max. Flughöhe 1.000ft über Grund (Average Ground Level). Der unkontrollierte Platz von Son Bonet verfügt über keine – wie in Deutschland übliche – Flugleitung. Auf der Frequenz von „Son Bonet RADIO“ wird ausschließlich air-to-air gefunkt. Dafür ist auf Mallorca auch bei einem VFR-Flug am Tag die Aufgabe eines Flugplans Pflicht. Der Sicherheitspilot mit an Bord machte also durchaus Sinn.
Nun ging es ab zum Flieger. Nach gründlichem Groundcheck und run-up konnte es endlich losgehen. Nach Öffnen des Flugplans über Funk bei Palma OPS rollten wir auf die Piste 23 und starteten in süd-westliche Richtung. Sommertag in der Mittagszeit, in Bodennähe hatte sich eine ausgeprägte Inversionsschicht gebildet, es schüttelte uns direkt nach dem takeoff ein wenig durch.
Nach wenigen Augenblicken drehten wir nach rechts auf Kurs Nord-West und meldeten uns am Pflichtmeldepunkt NOVEMBER-WHISKEY aus der Platzrunde von Son Bonet ab. Mit Kurs Nord-Ost ging es zur Inselmitte in Richtung Inca. Immer schön links von der Autobahn MA-13, um nicht in die Kontrollzone von Palma zu geraten, die max. Höhe von 1.000ft über Grund immer im Blick. Rechts von uns sahen wir die Airliner, die innerhalb der Kontrollzone im Anflug auf Palma waren.
Wir flogen über Binisallem und achteten auf möglichen Flugverkehr des UL-Landeplatzes von Binisallem. Schon von weitem konnten wir Inca – die zweitgrößte Stadt Mallorcas – gut erkennen. Im nördlichen Teil von Inca liegt der Meldepunkte ECHO. Hier funkten wir erneut unsere Position und unser Vorhaben, nämlich Kurs in Richtung Osten zur Küste.
Wir flogen in Richtung Manacor und erreichten etwas südlich von Porto Christo die Küste. Von hier aus flogen wir die Küste in Richtung Norden ab. Die max. Flughöhe von 1.000ft war nun perfekt, um großartige Eindrücke zu sammeln. „Low and slow“ lautete nun das Motto, um die gesamte Schönheit der Insel zu genießen.
Wir flogen über Porto Christo und erreichten nach kurzer Zeit die Küstenregionen von Sa Coma und Calla Millor. Unter uns zogen Parasailer und verschiedene Boote ihre Kreise. Weiter ging es an Canyamel und der Costa de los Pinos vorbei in Richtung Cala Ratjada. Absolutes Highlight: Am Leuchtturm von Cala Ratjada vorbei zu fliegen, und danach die Cala Agula zu passieren.
In diesem Gebiet war allerdings nicht nur das Genießen der Aussicht angesagt. Die Erhebungen des Llevants sind hier schon massiver und aus 1.000ft über Grund wurden jetzt über 2.600ft Flughöhe. Außerdem befindet sich in dieser Region mit dem Capdepera VOR eine der wichtigsten Anflughilfen für den IFR Verkehr – es war mit erhöhtem Verkehrsaufkommen zu rechnen…
Wir erreichten die Cala Mesquida und die Cala Torta – wunderschön im Naturschutzgebiet gelegen. Am süd-östlichen Ende der Bucht von Alcudia drehten wir in Richtung Inselmitte. Eine ausgedehnte 360° Grad Kurve über unserer Wahlheimat Arta durfte natürlich nicht fehlen. Und so wurden aus einem Vollkreis natürlich zwei. Wunderschön. Was uns auffiel: Die am Boden so mächtige Kirche San Salvador wirkt unerwartet klein.
Nach knapp 45 min Flug beschlossen wir, langsam wieder Kurs in Richtung Son Bonet einzunehmen. Dafür gings wieder in Richtung Inca, erste Positionsmeldung bei Son Bonet Radio am Meldepunkt ECHO. Wir hörten aufmerksam in den Funk von Son Bonet RADIO, und als wir feststellten, dass aktuell keinerlei Verkehr in Son Bonet unterwegs war, meldeten wir auf der Frequenz einen direct-approach mit long final auf die Piste 23 in Son Bonet. Kein Widerspruch und weiterhin kein anderer Verkehr, also los.
Nach knapp 60 min Flugzeit und vielen tollen Eindrücken setzten wir sanft auf der Piste 23 in Son Bonet auf. Back track auf der Piste, Flugplan bei Palma OPS geschlossen und zur Parkposition.
Ein traumhafter Flug ging zu Ende. Ich beschloss direkt, das war nicht das letzte Mal. Nächstes Mal soll es an der Westküste an der Tramuntana entlang gehen oder direkt nach Menorca, oder, oder, oder…
Leider ist es aktuell etwas schwieriger ein Flugzeug der SEP-Klasse auf Mallorca zu charten, das Aviation Centre Son Bonet verfügt neben einigen Heli’s nur noch über eine zweimot Piper. Also muss die Lösung sein: Zweimot-Rating machen oder direkt mit der Einmot nach Mallorca fliegen. Zweiteres ist mein unbedingtes Ziel…
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